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SPD Ötisheim

„Sind die Ressourcen knapp oder nur schlecht verteilt. Auf wessen Kosten leben wir?“

Allgemein

Referenten:
Prof. Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker. MdB a. D.
Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär a. D.

Was eigentlich sind Ressourcen? Schnell ist meist die Antwort zur Stelle: Energie, z. B. Erdöl, Erdgas, Fernwärme, Strom, Wasserkraft, Windkraft, Sonnenstrahlung.

Aber natürlich gibt es auch stoffliche Ressourcen: Rohstoffe wie Eisen, Kupfer, Edelmetalle, Kalkstein, andere Natursteine, Silicium, Wasser für die künstliche Bewässerung.

Die in der Menge am häufigsten eingesetzte Ressource ist die menschliche Arbeitskraft.

Bei all diesen Ressourcen interessieren uns Verfügbarkeit und Preise. Die Verfügbarkeit kann sehr gering sein, wie das Beispiel der „Seltenen Erden“ erkennen lässt, die für die moderne Industrieproduktion unverzichtbar sind, aber als Bodenschätze sehr selten vorkommen, überwiegend in China (!). Im Jahre 1980 lag der Rohölpreis auf den Weltmärkten bisher am höchsten. Seitdem wurde der Umgang mit Ressourcen zum weltbeherrschenden Thema, zumindest in den großen Industriestaaten.

Unser Umgang mit Ressourcen bisher war eher verschwenderisch als sparsam. Am sorgfältigsten wurde bisher mit der menschlichen Arbeitskraft umgegangen. Die Arbeitsproduktivität wurde seit dem Beginn der industriellen Revolution verzwanzigfacht, also sagen wir mal seit dem Jahre 1850. Wurde die Energie-Produktivität seitdem wenigstens verzehnfacht? Bei weitem nicht. Ähnlich kläglich sieht es bei der Stoffe-Produktivität aus. Eine Folge des allzu sorglosen Umgangs mit Energie und anderen Ressourcen ist die hohe Klimabelastung durch Kohlendioxyd in der Atmosphäre. Weizsäckers aktuelle Forderung: 3 % weniger Kohlendioxyd ausstoßen, nicht durch weniger Kohlendioxid sondern durch Effizienz. Das klingt paradox. Effizient mit Energie umgehen, ist mehr als Energie zu sparen. Wir müssen die Technologie im Umgang mit Energie verbessern. Wir müssen die „Richtung des technischen Fortschritts umkehren“, von der Steigerung der produzierten Menge auf den geringeren Faktor-Einsatz bei unveränderter Menge.
Angenommen, die Verbrauchsmenge bei einem Kleinwagen liege bisher bei 8 l / 100 km Kraftstoff. Gelänge es, einen Wagen mit 5 l / 100 km zu bauen, so könnte dieser mit der gleichen Kraftstoffmenge 160 km fahren (so zum Beispiel der Kraftwagen eines ostasiatischen Herstellers, der schon seit Beginn der neunziger Jahre auf den Straßen rollt, so der Referent). Die Energie-Effizienz wurde also um 60 % oder auf mehr als das 1,5-fache gesteigert. Würde es technisch möglich sein, einen Wagen mit 1,5 l Kraftstoffverbrauch je 100 km zu bauen, hätte dieser gegenüber dem Ausgangsmodell die Energie-Effizienz auf mehr als das fünffache gesteigert. Mit der gleichen Kraftstoffmenge, nämlich 8 l, würde er mehr als 500 km zurücklegen können. Weizsäcker formuliert als Ziel, die Energie-Effizienz generell auf mehr als das vierfache zu erhöhen. Im letzten Beispiel wäre dieses Ziel, wenn denn technisch machbar, schon übertroffen. Weizsäcker hält das für möglich, nicht nur durch Verbesserung der Antriebs-Technologie, sondern auch durch Gewichtsverringerung der Fahrzeuge durch z.B. vermehrte Verwendung von Kunststoffen anstelle von Stahl. Wahrscheinlich wird man hier auch zusätzlich auf die Hybrid-Antriebstechnik zurückgreifen müssen. Wirtschaftlich ist das alles, wenn die Kosten der verbesserten Technik niedriger sind als die Einsparungen durch den Minderverbrauch an Treibstoff.

Ein ganz anderes Beispiel: Schweden hat schon Mitte der achtziger Jahre für Wohngebäude einen Wärmeschutzstandard festgelegt, nach dem nicht mehr als 50-60 kWh Wärmeverlust pro Quadratmeter und Jahr erlaubt sind. Durchschnittliche Wohnhäuser in Deutschland haben einen Wärmeverlust von 200 kWh / qm / Jahr. Durch Einführung des schwedischen Standards in Deutschland könnte also eine Steigerung der Energie-Effizienz um den Faktor vier bei Gebäuden erreicht werden. Die bisher schon verschärften Vorschriften für die Wärmedämmung von Neubauten in Deutschland sind ein Schritt in diese Richtung, reichen aber bei weitem noch nicht aus.

Der Referent verweist auf eine Veröffentlichung, in der 50 Beispiele für konkrete Maßnahmen zur Steigerung von Energie-Effizienz, Stoff-Effizienz und Transport-Effizienz präsentiert werden. Wir brauchen eine „Effizienz-Offensive“ mit Zielpunkt „Faktor vier“ auf all diesen Gebieten, dann “können wir den Wohlstand verdoppeln bei halbiertem Naturverbrauch“, meint der Referent.

Hermann Baethge
(nach einem Vortrag bei der Friedrich-Ebert-Stiftung Calw)

 

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