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SPD Ötisheim

„Bildungsfrühstück“ mit Andrea Nahles – verantwortlich für Bildung im Kompetenzteam von Frank–Walter Steinmeier

Wahlen


Andrea Nahles und Katja Mast

Wir haben im Bundestag das Recht auf einen Hauptschulabschluss für jeden durchgesetzt. Jeder, der – aus welchem Grund auch immer - ohne einen Schulabschluss ist, hat nun ein Recht, diesen nachzuholen. Er kann nicht mehr einfach in Zeitarbeit oder einen zeitlich befristeten Job für Ungelernte vermittelt werden, wo er keine Chance auf Vorwärtskommen hat. Mit dieser Feststellung leitet Katja Mast das Gespräch ein.

Auf Einladung von Katja Mast MdB, unserer Bundestagsabgeordneten und SPD–Kandidatin in unserem Wahlkreis für die bevorstehende Bundestagswahl – machten wir vom Ortsverein Illingen/Schützingen uns schon früh auf den Weg, um dabei zu sein im „Gasthaus zum goldenen Anker“. Hoch auf einem Felsen über der dort noch wild schäumenden Nagold gelegen, im landschaftlich reizvollen Pforzheimer Vorort Dillweißenstein, zu einem lockeren Gespräch mit Andrea Nahles bei Kaffee und Butterbrezeln.

Andrea Nahles im Goldenen Anker Pforzheim
• Der Lebenslauf von Andrea Nahles ist eine Erfolgsgeschichte in sich selbst. Was war damals - vor etwa vier Jahrzehnten - das größtmögliche Hindernis für einen jungen Menschen, einen Erfolg versprechenden Eingang in Bildung und Ausbildung zu finden? Weiblich sein, katholisch sein, vom Lande sein und Arbeiterkind, antwortet Andrea Nahles sich selbst. Das ist lange her. Was ist heute ein ebenso großes Hindernis? Z.B. türkisch sein, in einer Großstadt, etwa im Ruhrgebiet, aufwachsen, Arbeiterfamilie. Natürlich sind Arbeiterkinder nicht dümmer als andere. Beispiel: Der Vater ist Maurer und hat zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Beide zusammen können nicht aufs Gymnasium. Der Junge darf aufs Gymnasium, das Mädchen muss auf die Realschule. Wir brauchen eine Schule für alle ohne Hürden, also alle in den ersten zehn Schuljahren gemeinsam. Natürlich ist Aufstieg mit Arbeit verbunden; Treppe rauf ist immer mühsam. Aber wir brauchen Treppen, die alle ganz normalen jungen Leute nach oben gehen können.

• Was ist heute nur allzu oft der Willkommensgruß unserer Gesellschaft an ihre jungen Leute am Anfang ihres beruflichen Lebens? Antwort: Praktikum ! „Auf drei bis vier Monate können Sie bei uns anfangen.“ Nur 11 % aller, die ihre Ausbildung erfolgreich beendet haben, bekommen dann aber eine feste Arbeitsstelle.

• Wir brauchen gesetzlich geregelte Mindestvergütungen für alle Praktika über zwei Monate Dauer. Wir brauchen eine gesetzlich geregelte Zeugnispflicht für Praktika. Einfach nur einen Willkommensgruß: „Ihr müsst selber sehen, wie ihr klar kommt“, darf es nicht mehr geben. Vielmehr muss es für jeden eine zweite und dritte Chance geben, in eine feste Arbeitstelle in dem erlernten Beruf hineinzukommen

• Nach dem Recht auf einen Schulabschluss muss der nächste Schritt ein „Recht auf Ausbildung“ sein. Nicht Vermittlung in Teilzeitarbeit, nicht Vermittlung in Jobs für Ungelernte, nein – Recht auf Vermittlung in Ausbildung. Nicht jeder schafft es gleich schnell wie andere junge Leute. Diejenigen, die länger brauchen, müssen auch mehr Zeit bekommen.

• Die Bundestagswahl in gut zwei Wochen ist eine Weichenstellung für die nächsten Jahre. Viele Branchen sind zurzeit in der Krise, doch nicht die Branche, „Kreide zu fressen“, meint die Referentin.

• Die Konservativen versprechen Steuergeschenke: CDU 30 Mrd. FDP 80 Mrd.! Die Meisterung der Wirtschaftskrise hat unseren Staat viel Geld gekostet, das allerdings überwiegend ganz sinnvoll eingesetzt wurde. So weit richtig und gut. Aber - wollen wir jetzt sparen bei Bildung und Ausbildung, d. h. bei unseren Kindern, um die Steuern zu senken? Eine soziale Marktwirtschaft braucht eine ausgewogene Steuerprogression. Wir brauchen einen Solidaritätszuschlag für Bildung, also einen „Bildungssoli“, nämlich 3 % auf den Spitzensteuersatz. „Bildung hängt von den Eltern ab“. Dieser Satz darf nicht mehr gelten. Dafür brauchen wir eine Steuererhöhung für Reiche.

• Über Bildung wird in unserem Land ungeheuer viel geschwafelt, besonders vor Wahlen. Andrea Nahles zeigte in Kurzfassung die wirklich kritischen Punkte auf, sie redet Klartext. Das ist wirklich erfrischend.

An dieses Einführungsreferat schloss sich eine lebhafte und lockere Diskussion an.

Herman Baethge

 

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